Samstag, 4. Oktober 2014

27.09.2014 Meisterschaft: Altdorf vs Ibach 3b

Lange musste sich die Weltbevölkerung auf diese Affiche gedulden. Länger als als die durchschnittliche Leidenszeit eines FC Sion Trainer hat es gedauert, bis sich die fussballverrückten Leute in Asien in munzige Beizen quetschten, um auf kleinen Monitoren auf das Spiel zu schielen, bis in Europa die Pubs leergesoffen wurden und bis in den beiden Amerikas die grossen Public-Viewing-Plätzen gefüllt werden konnten – aus rechtlichen Gründen verfügen die Kontinente Afrika und Australien über keine Lizenzen für die Liveübertragung der 3b-Titanen.

Nach zwei Jahren Unterbruch forderte der Hauptort im Kanton Uri den Hauptort im Sonnensystem: Ibach.

An einem herrlichen herbstlichen Samstagspätnachmittag präsentierte sich der Gastgeber von der besten Seite. Die Sonne zirkulierte über den Rasen, die Vögel zwitscherten „Eye of the Tiger“ von den Dächern und das Dorf verwandelte sich in ein Tollhaus.

Wohl zuviel des Guten für den Schiedsrichter. Der arme Tropf verwechselte wohl Altdorf mit Altendorf (SZ), anders kann die an den Tag gelegte Verspätung schlicht und ergreifend nicht erklärt werden.

Tief bewegt vom Anblick der stählernen Erscheinung der Gladiatoren, vergass der Referee prompt noch die Spielerkarten im Umkleideraum. Um kein Aufsehen zu erregen, wandelte der Protagonist im Schneckentempo zurück in die Kabine. Nach gut und gerne zwei Jahren Verspätung startete die Partie dann endlich. In den Strassen erzählte man sich, dass während der Wartezeit sieben grimmig in die Weltgeschichte blickende Kerle verdursteten.

Die Schlacht begann mit viel Einsatz und Leidenschaft. Sogar dem als Vogel verkleideten Mann hurend im mittelkleinen Vogelhäuschen war klar, dass nur die totale Bereitschaft zum Kampf mindestens einen Blumentopf zu gewinnen vermag. Nebenbei ging es noch um 3 Punkte. Den Sieg. Ehre. Stolz. Usw.

Teilweise überhart, schlecht getimed und ohne jegliches Schamgefühl führten die Urner die Zweikämpfe. Dass es sich um einen Spitzenkampf handelte, da beide bis dato tabellarisch überaus positive Werte erzielt hatten, war dennoch ersichtlich. Gute Passkombinationen, sehenswerte Aktionen und Tricks vermochten die Zuschauerschaft zu en­thu­si­as­mie­ren.

Ab und zu lag der Schiri mit seinen Entscheidungen so weit daneben, wie ein verirrter Norweger in Südafrika. Dass die überharte und unfaire Gangart nicht Ziel von Sanktionen wurde, entspannte die Situation wie ein Feuer in einem fliegenden Flugzeug.

Wer denn Bitteschön möchte sich kämpferisch mit Gladiatoren messen? Angeführt von den Löwen Malnati und Captain B-Dog von Rickenbach frassen sie jede ernstzunehmende Gefahr, mit einem Lächeln im Gesicht, auf.

Immer wieder wurde der Turbo von Bazel gesucht – die steilen, weiten, scharfen Bälle sollten vorerst noch nicht den angepeilten Erfolg bringen.

Nach einer gefühlten halben Stunde dann der lange kometenhafte Pass auf die Viper.  Der springende Verteidiger versuchte, die Kugel per Kopf zu klären. Tatsächlich überlistete er die Steuerbehörde und sich selbst, in dem er den Ball pfannenfertig Bazel vor die Füsse manövrierte.

Mit 60 km/h sprintete der Gladiator dem Torhüter entgegen. Dass bei dieser rasender Geschwindigkeit jeweils die Frisur sitzen bleibt, ist zumindest eine Randnotiz wert.
In den Strafraum eingedrungen, sich den Trötzeleien und Wirren* des Torwarts entgegengesetzt, die Position jenen analysiert und im Stile eines Wall Street Brokers eiskalt eingeschoben. 0-1!!

*Was zur Hölle soll denn das gewesen sein? Kurz vor dem Abschluss gab der Altdörfler ein Geräusch von sich, wie ein weibliches asiatisches Einhorn während der Brunftzeit. War es ein Schrei, ein Stöhnen, ein abverreckter Jutz? Womöglich ein Schrei nach Anerkennung oder nur der ulkigste, absurdeste, groteske, närrischste, hirnverbrannteste, unsinnigste, behämmerte, bekloppteste, beknackteste, läppischste, lausigste und schäbigste Laut aller Zeiten?

Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die Gemüter lauwarm erhitzt.

Die Zweikämpfe wurden intensiver geführt, die Wörter ruppiger und die Nussgipfel trockener.
Kurz vor der Pause ereignete sich eine Gelegenheit, den Vorsprung auszubauen. Ecke von rechts, die Flanke fand am langen Pfosten unseren Mr Transfermarkt Malnati, der seinen Kopfball exzellent von der Linie gekratzt sah. Riesenparade .

Die Fehde in der ersten Halbzeit beinhaltete viel Einsatz, Leidenschaft und Gefühle. Mit viel Herz und Cleverness führten die Gäste verdient mit 0-1.

Kurz nach dem Wiederanpfiff ein erneuter Abschluss der Laufmaschine Bazel. Ein erstes Ausrufezeichen wurde mit dem Schuss über das Gehäuse gesetzt.

Das ständige Jammern, die redseligen Wettereien und das permanente Ausrufen wiederspiegelten eher das Leben in einer Kinderkrippe als auf einem Fussballfeld. Hey Schiri Mann, warum pfifsch so öpis nid ab mann?

Die Mannen von Schelbert kontrollierten das Spielgeschehen geschickt und konzentrierten sich mehrheitlich aufs Verwalten des Vorsprunges. Die Hotspots befanden sich im Mittelfeld, wo Kämpfe mit Schwert und Klinge verübt wurden. Dass solche Schlachten einen enormen Aufwand und Reserven an Kalorien und Kraft verprassten, mag im Volksmund bekannt sein, aber ein Besserwisser auf der Tribüne verneinte jene Tatsache – auf Anfrage entgegnete das Magazine Science ein klärendes, klares Ja.

Die Abnutzungserscheinungen wirkten sich auf die Qualität der Partie aus. Die Abschlussmöglichkeiten auf beiden Seiten schwanden.

Nach 65 Minuten starteten die Urner zur Attacke. Auf einmal wurden die Gastgeber stärker. Achermann wehrte sämtliche Abschlüsse, Schüsse aufs und neben das Tor mit einer Hand ab. Einmal fischte er eine Flanke mit bloss zwei Fingern vom Himmel.

Die Innenverteidigung mit Flavio von Rickenbach und Schuler warfen sich in jeden Schuss, entschieden alle Duelle für sich, gewannen einen Schönheits-Wettbewerb, eruierten den Verbleib von Atlantis und gaben der Mannschaft enorme Stabilität.

Die Erfolglosigkeit und die Angst, gegen die Titanen leer auszugehen, veranlasste die Heimmannschaft, vermehrt über die Mundhöhle den Erfolg anzustreben. Fussball war nur noch am Rande interessant. Viel mehr beschäftigte die Urner Bevölkerung Themen wie „Hey Schiri Mann und wie ich mich ordnungsgemäss in der Gesellschaft artikuliere“.

Der prächtige und stimmige Herbstabend, wie der Kick, neigten dem Ende entgegen. Die Sonne ging hinter dem Bergmassiv unter. Die Temperaturen fielen.

Die aufgerückte Hintermannschaft der zurückliegenden Equipe vermochte sich nicht in die Angriffe einzubinden. Den freigewordene Platz nutzen die 3b-Herren für ihr Konterspiel. Eine Viertelstunde vor Schluss prüfte B-Dog den Keeper. Parade.

Nur zwei Minuten später vernaschte B-Dog die halbe Hintermannschaft, umspielte die Gegner wie Slalomstangen und passte haargenau zu Bazel, der alleine ca. 9.59m vor dem Tor stand.  Das musste die Entscheidung bringen, grölten die, mittlerweile besoffenen, asiatischen, europäischen und amerikanischen Fans in ihren Kneipen, Beizen, Pubs und Strassen.

Der Schock! Bazel wird mit einem Mörderfoul von hinten niedergestreckt. Kein Pfiff, weiterspielen, entschied der Spielleiter. Skandalös! Erhebliche Proteste auf und neben dem Feld, Plünderungen in Venezuela und brennende Autos in Paris. Die logischste aller Erklärungen wurde dadurch gar offensichtlich: der Schiri war eine Illuminati-Marionette. Oder der südostasiatischen Wettmafia. Oder Sepp Blatter, wobei.. Pleonasmus.

Da die nördliche Erdhalbkugel noch mit demonstrieren und ausrufen beschäftigt war, ergriff Bazel die Gunst der Stunde und platzierte das runde Leder irgendwie in die rechte obere Torecke. GOAL 0-2!

Der genaue Ablauf kann an dieser Stelle nicht beschrieben werden. Ersatzweise drei Theorien:
A)     Aufgrund der haarsträubenden und unfassbaren Entscheidung eine Minute zuvor befanden sich Freund und Feind in einem Delirium und erstarrten zwischenzeitlich. Nur Bazel, resistent infolge eines geheimen Captain-Morgan-Experiments, schnappte sich die Kugel und netzte ein.
B)      Bazel beschleunigte auf Lichtgeschwindigkeit und deshalb waren die genauen Bewegungsabfolgen ungleich schwieriger mit dem menschlichen Auge zu erkennen.
C)      Ein fieses Schwergewicht platzierte sich wenige Sekunden zwischen Schreiberling und Platz und behinderte so seine Sicht.

Die wenigen Offensivaktionen der Urner deeskalierten die Ibächler mit viel Herzblut. Allen voran Schuler kämpfte wie ein genmanipulierter Grizzlybär und liess seine Gegner verzweifeln.  Ruhig, abgebrüht, zweikampfstark und intelligent.

Als letztes Mittel setzten die Altdörfler Schüsse aus der 4. und 5. Reihe ein. Die Gladiatoren liessen nichts mehr anbrennen und schaukelten den verdienten Sieg sicher nach Hause.

Fazit: Fussballspiele werden mit Toren und nicht mit Kasperlitheater gewonnen.

Endstand: 0-2

Tore: Bazel x2

Ibach: Achermann, Lüönd, F vR, Schuler, Malnati, Blunschy, B vR, Reichlin, S Betschart, D Betschart, Schnüriger, R vR, Bazel, Brogle, HP Kaiser

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